grch.: Redekunst, die Kunst der freien Rede, rhetorisch, redekünstlerisch.
Die Rhetorik fand ihren Ursprung bei den Griechen im Altertum.
Entwickelt wurde sie von den Sophisten aus der antiken Philosophie.
Zu den großen Rhetoren zählten Gorgias von Leontinoi (483 – 375 v. Chr.)
und Demosthenes (384 – 322 v. Chr.).
Die Sophisten, waren die ersten Lehrer der angewandten Redekunst,
der Dialektik und die Erfinder der Grammatik.
Die Sophisten sahen das Wort als Waffe.
Die Rhetorik war der Gebrauch dieser Waffe, eine Waffe deren Ziel es war,
seine Gegner verbal niederzustrecken.
Hauptvertreter: Protagoras, Gorgias, Hippias, Prodikos.
Viele Überlieferungen stammen von: Anaximander (um 660 – 546 v. Chr.),
Thales von Milet (um 625 – 545 v. Chr.), Anaximenes (um 585 – 525 v. Chr.),
Parmenides und Heraklit (um 540 – 480 v. Chr.) u. a.
Als schärfste Gegner der Sophisten galten Sokrates (470 – 399 v. Chr.)1
und sein Schüler Platon (428 – 347 v. Chr.)2 .
Für sie war das Wort nicht eine Waffe, sondern eine Hebamme (maieutische Kunst).
Das Wort sollte den anderen nicht niederstrecken, sondern durch weises gelenktes Fragen (sokratisches Fragen) wahre Antworten in sich hervorbringen.
Die Redekunst im Sinne Platons wurde von Aristoteles (384 – 322 v. Chr.),
Schüler Platons und Erzieher Alexanders des Großen weitergeführt.
Er legte die Fundamente für Logik, Dramatik, Psychologie, Biologie und Metaphysik.
Seine Begriffsbildung beherrscht die Schulphilosophie bis zur Gegenwart.
Für die lat. Kultur hatte die Rhetorik ebenfalls einen sehr hohen Stellenwert.
Das geht u.a. aus dem Rhetorica ad Herennium hervor,
dem ältesten (85 v. Chr.) lat. geschriebenen Lehrbuch der Rhetorik.
In den vier Bänden „Die Schule der Beredsamkeit“ finden wir die stoffliche Gliederung nach: Erfindung, Anordnung, Vortrag, Gedächtnis und Stil.
Das Lehrbuch war vor allem auf die Gerichtsrede zugeschnitten und ist dementsprechend gewandt im Ausdruck.
Ein großer römischer Rhetor war Cicero (106 – 43 v. Chr.).
Im Mittelalter wurde die Rhetorik als erlernbare Fähigkeit systematisiert und gepflegt.
Nun gab es die Redekunst. Sie wurde zu den freien Künsten gezählt.
Bedeutungsvoll, weil volkstümlich, blieb aber nur die „Predigt“.
Rhetorische Lehrthesen erschienen erstmalig in deutscher Sprache
um etwa 1450 unter den Titeln: „Nationalkünste“ und „Rhetorica
und Formenlehre deutsch“.
In der Neuzeit hatte die Rhetorik im politischen Leben eine Renaissance erfahren.
Sie nahm ihren Anfang im engl. Parlamentarismus unter Cromwell und Pitt,
fortgesetzt von George und Churchill.
In Frankreich lag ihr Höhepunkt zur Zeit der Französischen Revolution
mit Mirabeau, Robespierre und von Clemenceau und Briond weiter getragen.
Deutschland begann mit der Redeschule Gottscheds.
Fichte und Schiller beeinflussten die Redner der Frankfurter Nationalversammlung.
Die großen Redner des 19. Jh. waren: Loschle, Bismarck und Bebel.
Unter Hitler und Goebbels verkam die Rhetorik zu schrankenloser Demagogie.
Die Rhetorik wurde missbraucht und zu einer der gefährlichsten Waffen dieser Welt.
1Der grch. Philosoph Sokrates (470 – 399 v. Chr.) hinterließ keine Schriften. Das Wissen über ihn und seine Lehren verdanken wir vor allem seinem Schüler Platon.
2Platon (427 – 347 v. Chr.) gründete 387 vor Chr. in Athen eine eigene Schule (Akademie). Seine Philosophie: Idealismus. Sein größtes Werk „Der Staat“, stellt seine Idee von Gerechtigkeit dar.
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